hier & jetzt

die gabe

(...) die gabe ist das, was ich erhalten habe, ohne danach zu fragen, ohne dass ich es mir verdienen musste. gabe ist mehr als begabung, mehr als geschenk.
sie ist das, was "gegeben ist", wie es in der philosophie heisst - das, was da ist, womit wir zu leben haben. die gabe schliesst den umstand ein, dass jede/r mit einer bestimmten realität auf die welt kommt und einzigartigen ereignissen begegnet. die gabe ist das selbstsein, dass in mir schlummert, auf das ich es wecke. dieses wecken - und damit das annehmen der gabe - kostet mühe.
es ist arbeit, so wie auch die entwicklung einer begabung arbeit ist.
dieses handeln, das die mühe des existierens verkörpert, nennt hyde die "arbeit der dankbarkeit".
die gabe sehnt sich danach, entfaltet zu werden, aber dafür will sie von uns veränderung, hingabe, demut. (...)
dankbarkeit zeigt sich aus dieser perspektive nicht darin, einem wohltäter mit einem geschenk zu antworten, sondern die mühe der verwandlung auf sich zu nehmen, die es braucht, damit das ganz eigene den anderen zuteil werden kann.
damit das echo auf die gnade, sein zu dürfen, ebenfalls eine einladung ins sein ist.

 

andreas weber in "sein und teilen" zu lewis hyde "die gabe"; kapitel 5 - tauschen

<< Zurück zur vorherigen Seite